90 Schüler der Stufen 8 bis 10 wärmen den Abgeordneten schon mal die Sitze vor.
Es regnet, als erneut zwei Busse des Unternehmens Pütz in Odenthal starten. Mit an Bord 90 Realschüler der Stufen 8 bis 10! Stau an Stau wird überwunden, aber die leidige Uhrzeit spricht gegen sie. Eine halbe Stunde zu spät und sehr hungrig erreichen sie bei – nun schon freundlicherem Wetter - die Landhauptstadt. Die Klassen zeigen sich überrascht über das modern angelegte Gelände der legislativen Gewalt direkt am Rheinufer. Das Sicherheitspersonal hat ein Herz für die leeren Mägen der Kids und läßt alle unkontrolliert direkt in die Kantine wandern.
Jeder Abgeordnete hat – anders als im Bundestag – ein Namensschild aus Messing am Platz. Es gibt auch ein Fach mit persönlichen Gegenständen, das die Schüler - ganz artig – auch nicht öffneten. Ansonsten bewunderten sie ein Kartenlesegerät pro Tisch, wo der Volksvertreter seinen Ausweis – vor der Abstimmung zur Authentifizierung - auflegen muss. Über drei weitere Knöpfe „JA“, „NEIN“ und „ENTHALTUNG“ sowie ein Mikrophon verfügt jeder Parlamentssitz.
Auch der Düsseldorfer Abgeordnete Marco Schmitz hat hier seinen Platz. Da keine Sitzungswoche ist, hat diesen nun Achtklässler Max Albat eingenommen. Prompt wird der Junge zum Parlamentspräsidenten gewählt, leitet ab nun die simulierte Sitzung der Schüler. Julita Betkowska aus der Klasse 10 wird Ministerpräsidentin und wechselt in die Stuhlreihe, wo nur Regierungsmitglieder sitzen dürfen. Ein Schüler nach dem anderen hält nun seine Rede zum Gesetzesentwurf „Wahlrecht ab Geburt?“. Ihre Lehrer Daniela Berntges, Ebru Seven und Marco Effing sind sichtlich stolz auf ihre Schützlinge. Die Fächer Politik und Wirtschaft werden groß geschrieben an der Ganztagsrealschule Odenthal, was sich in ihren Reden klar zeigt.
Minister Reul ist eigentlich für diese Besuchergruppe zuständig, aber wichtige Termine verhindern ein Treffen. Auch sein Parteigenosse - Martin Lucke – ist nicht Parlament zugegen, sondern im Bergischen Land unterwegs.
Der Düsseldorfer CDUler Marco Schmitz gilt als Tausendsassa, so empfängt er die Jugendlichen gern im „Runden Zimmer“ mit der Panoramascreen. Jeder hat 10 eigene Fragen - auch die nach dem Gehalt - mitgebracht. Schmitz erzählt freimütig, was er von seinem Saler von 12.000 Euro monatlich noch bezahlen muss. Zum Beispiel auch die Briefmarken für sein Büro!
Er gehöre dem linken Flügel der CDU an. Dann fordert er die 16-jährigen auf, unbedingt immer wählen zu gehen. Es ist eine angeregte Diskussion, die über eine Stunde geht und sämtliche Themen behandelt. Die letzte Stunde des Ausfluges gehört dann dem Rheinufer und dem Medienhafen, den die Odenthaler in kleinen Gruppen allein – bei nun bestem Sonnenschein – erkunden. Wenn Engel reisen!